Besinnlichkeit hat spätestens anfangs Dezember Hochkonjunktur. Plötzlich ist es angesagt besinnlich zu sein. Wir wünschen uns Besinnlichkeit – besinnliche Adventszeit, besinnliche Stunden – doch was bedeutet das? Was ist damit gemeint? Wieso ausgerechnet anfangs Dezember, wenn überall der Stress dominiert, wenn die Menschen zunehmend ungeduldig und ruppig werden. Wenn das Leben noch mehr von Überfluss bestimmt wird?
Mich nervt das und das hat mich zum Nachdenken bewegt:
Wir können noch so viele Kerzen anzünden, Christbäume schmücken, mit Lichterketten Stromausfälle provozieren und uns Geschenkpäckli um die Ohren werfen – Besinnlich ist das nicht. Wenn wir uns wirklich besinnen, dann wissen wir, dass all diese Dinge nichts mit dem Weihnachtsfest und der Weihnachtszeit zu tun haben.
Traditionell hat Besinnung im Advent seine Berechtigung, weil Besinnung in Ruhe und Bescheidenheit passieren sollte. Weil das Jahr zu Ende geht und wir uns im besten Fall Zeit nehmen, um uns zu besinnen und auf das vergangene Jahr zurückzuschauen.
Doch leider passiert es viel zu oft, dass wir uns erst besinnen, wenn wir vom Leben dazu gezwungen werden.
Durch eine Krankheit, einen plötzlichen Todesfall, einen unangenehmen Lebensumstand oder durch sonstige belastende Lebensumstände. Wenn wir die Kraft aufbringen uns im Elend zu besinnen dann können wir die Chance bekommen bewusster zu werden, bewusst zu leben, uns bewusst zu besinnen. Immer wieder, durch das ganze Jahr. Uns unserer Wurzeln bewusst wären und uns besinnen, wo wir stehen, wo wir stehen wollen und noch viel wichtiger: ob das, was wir machen, auch das ist, was uns erfüllt, das ist, was wir tun wollen.
Für mich ist Besinnlichkeit ein Zustand, den ich nicht per Knopfdruck erreichen kann. Der Akt der Besinnung ist für mich notwendig, um Besinnlichkeit zu erfahren.
Mich bewusst besinnen, um irgendwann den Zustand der Besinnlichkeit zu erfahren. Dies nehme ich als sehr persönlichen Zustand wahr, es ist für mich kein Zustand, den ich im Kollektiv erreichen kann. Es ist ein sehr persönlicher Moment, ein Moment, der mich zu mir führt und mich für einen Moment bei mir sein lässt.